Akademie für Menschliche Medizin: Der Rhythmus des Lebens. Spitzen-Gespräch mit Prof. Dr. Jörg Spitz & Prof. Dr. Achim Kramer

Spätestens seit Beginn der Impfdebatte ist der Begriff RNA in aller Munde. Doch fernab von Spike-Proteinen oder Immunitätsfragen, sind die Ribonukleinsäuren für Mediziner schon lange von großer Bedeutung. Das Biomolekül bildet letztlich die materielle Basis unserer Gene und kann helfen, den eigenen Körper besser zu verstehen.

Prof. Dr. Achim Kramer ist Leiter des Fachbereichs Chronobiologie an der Berliner Charité und forscht seit bereits zwei Jahrzehnten an dem, was im Volksmund als unsere „innere Uhr“ bezeichnet wird.

Die zentrale Erkenntnis der Chronobiologie lautet: Menschen synchronisieren sich unterschiedlich früh oder spät mit dem Hell-Dunkel-Wechsel, wodurch verschiedene sogenannte Chronotypen entstehen. Oft spricht man dabei auch von „Lerchen“ (frühe Chronotypen), „Eulen“ (späte Chronotypen) und „Tauben“ (normale Chronotypen).

Der Chronotyp gibt Aufschluss darüber, in welchem Verhältnis der individuelle Biorhythmus eines Menschen zu unserer linear getakteten Zeit liegt.

Dabei kann es für die eigene Gesundheit von großer Bedeutung sein, den Tagesrhythmus an den eigenen Chronotypus anzupassen. Ein dauerhaftes Leben im falschen Rhythmus kann Krankheiten befördern und zu chronischen Erschöpfungssymptomen führen, so Prof. Kramer im aktuellen Spitzengespräch mit Prof. Jörg Spitz.

Aus den Forschungen der Chronobiologie hat sich mittlerweile auch der konkrete Anwendungsbereich der zirkadianen Medizin entwickelt. Diese beschäftigt sich vor allem mit den Fragen:

  1. Wie lassen sich Lichteinflüsse und die Beleuchtung von Innenräumen optimal auf den Biorhythmus abstimmen?

  2. Zu welchen Tageszeiten sollten Medikamente am besten eingenommen werden?

  3. Diagnose: Welcher individuelle Schlaftyp liegt überhaupt vor?

Um letztere Frage für alle Interessierten beantworten zu können, hat Prof. Kramer gemeinsam mit Mitstreitern das Start-up BodyClock gegründet. Mittels einer einfachen Haarprobe – hier kommt wieder die RNA ins Spiel – ist es möglich, den eigenen Chronotypus zu bestimmen. Auf Grundlage dieser Typisierung ist dann eine optimale Abstimmung des Tagesablaufes auf den genetisch veranlagten Lebenszyklus möglich.

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Focus Online: "Um 9 Uhr innerlich noch Nacht": Chronobiologen erklären, wie sie Chronotypen ermitteln

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Sat.1: Lerche, Taube oder Eule - So erfährst Du Deinen Schlaftyp